Peter van Heesen
Fotograf
DER FOTOGRAF IM GESPRÄCH ...
Seit über zwei Jahren fotografierst du für das Theater Vorpommern. In deinen Fotos wird das Spielzeitmotto 23/24 LICHT! deutlich sichtbar. Wie kam es zu der Idee, die Bilder im Freien aufzunehmen?
Bei meinem ersten Besuch hier in der Region Ende der 90er fiel mir das ganz besondere Licht auf: Es ist brillant und kontrastreich, fast so, als ob man durch eine Sonnenbrille schauen würde. Mir war klar, dass ich damit arbeiten möchte. 2024 ist das Caspar-David-Friedrich-Jubiläumsjahr und wir haben überlegt, wie wir im Spielzeitheft 2023/24 darauf Bezug nehmen können. Historisierende Fotos kamen für mich nicht in Frage, eine zeitgenössische Umsetzung wäre unter logistischen Gesichtspunkten kaum umsetzbar gewesen und so reduzierten wir am Ende alles auf: Himmel und LICHT! Das ist es dann geworden.
Nachdem die Foto-Idee also da war – wie ging es dann weiter?
Dann begann der schwierigste Teil: Die Planung des Shootings. Termine mussten passend zu Probenzeiten gefunden und koordiniert werden, Technik, und in unserem Fall Autos und Anhänger besorgt und entsprechend umgebaut werden ... Und nicht zuletzt musste auch das Wetter mitspielen. An dieser Stelle ein großes DANKE! an Inga Haack (Dramaturgie), Sabine Lepadatu (KBB Greifswald), Anette Gerhardt (KBB Stralsund), Éric Monot (Orchestermanager) und Katja Böhme (Opernchor) – sowie an meinen Kollegen Paul Schäfer. Ein ganz besonderer Dank geht auch an Anke Krüger, Leiterin der Abteilung für Umwelt- und Naturschutz im Stadtbauamt Greifswald, die uns völlig unkompliziert und in der letzten Minute ermöglichte, an der perfekten Location fotografieren zu dürfen!
Planst du im Vorfeld, was bei den Shootings passieren wird?
Ja, ich sehe die Bilder bereits vorher. Das ist mir wichtig, um meinen Protagonist*innen eine Richtung vorgeben zu können. Selbst für die meisten bühnenerfahrenen Menschen ist ein „Auftritt“ vor einer Fotokamera eine besondere Herausforderung. Wenn dann nach den ersten Bildern ein gewisser „Flow“ entsteht, lass ich es einfach laufen.
So arbeitest du bei Shootings, bei denen du „Regie“ führst. Du fotografierst ja aber auch im Probenprozess, also während der letzten Phasen einer Bühnenproduktion. Wie gehst du da vor?
Da arbeite ich sehr intuitiv und lasse mich überraschen. Meistens bin ich bei zwei bis drei Proben dabei. Oft gefallen mir die Fotos aus der ersten Probe am besten, da diese eine andere Dynamik haben. Bei den weiteren Proben versuche ich dann gezielt Situationen zu bekommen – oder Blickwinkel.
Was macht für dich ein gutes Bild aus?
Wenn es einen direkt anspringt, man reingezogen wird in die Szene oder Situation. Wenn man den Eindruck hat, in einem Bild die Geschichte „davor“ und „danach“ erleben zu können. Wenn das optische Erlebnis plötzlich physisch wird. Das sind oft nicht die Bilder, bei denen die komplette Bühne sichtbar ist, sondern eher die Details, oder auch, wenn die Situation eine Eigendynamik entwickelt.
Und danach wählst du die Bilder aus?
Bildauswahl. Das ist ein großes Thema. An einem Abend entstehen sehr, sehr viele Bilder. Was nicht in der ersten Sekunde des Auswahlprozesses irgendwie auf mich wirkt, fliegt raus. Das schaue ich mir auch nicht nochmal an. So geht das Runde um Runde, bis am Schluss die Auswahl steht. Da geht es dann um Aufbau, Ausschnitt, Dynamik, Licht – und dann das Wichtigste: Wie sehen die Menschen auf den Bildern aus. Oft sind es Nuancen, die zwischen „dynamisch“ oder „deppert“ entscheiden. Die Entscheidung, welche Bilder am Ende verwendet werden, liegt dann aber nicht mehr bei mir. Auch wenn es „Probenfotos“ sind, will doch jedes Gewerk seine Arbeit angemessen wiedergegeben sehen. So fallen dann aus unterschiedlichsten Gründen viele Bilder raus. Nicht zuletzt auch aus dramaturgischen.
Gibt es etwas, was für dich die Arbeit am Theater besonders macht?
Oh ja, vieles. Zuerst: Ich darf IMMER ins Theater und muss NICHT auf einem Platz sitzen bleiben! Die Freiheit, meine eigenen Bilder machen zu dürfen (ganz selten auch: zu müssen). Die Zusammenarbeit mit den Menschen vor, hinter, und auf der Bühne, die alle dafür sorgen, dass abends der Vorhang hochgeht, Menschen im Saal sind und „Theater“ gemeinsam erleben. Meinen Teil dazu beitragen zu dürfen, empfinde ich als großes Privileg.