Programm
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La Traviata

  • Melodramma in drei Akten von Giuseppe Verdi
  • Text von Francesco Maria Piave nach dem Roman
  • „Die Kameliendame“ von Alexandre Dumas
  • in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

„Mein Tod! …
Was interessiert euch daran?“

Verdis populärste Oper ist die berührende Tragödie von Violetta, einer unheilbar an Tuberkulose erkrankten Pariser Edelprostituierten, die sich selbst als „Traviata“, die „vom Weg Abgekommene“, bezeichnet. An ihren Geliebten Alfredo klammert sie ihre letzte Hoffnung, der schier unerträglichen Einsamkeit zu entfliehen – in dem Bewusstsein, dass sie von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. Sie zerbricht an der Doppelmoral einer Gesellschaft, die hinter einer rechtschaffenen Fassade ihr rücksichtsloses Streben nach Prestige, Geld und exzessivem Vergnügen verbirgt.  

Mit der „Traviata“ gab Verdi einer einzigartig zerbrechlichen Opernfigur seiner Gegenwart eine Stimme, die bis heute das Publikum in ihren Bann zieht.

Einteilung Doppelbesetzungen der großen Partien: 
Alfredo: Costa Latsos (3.12.22, 26.12.22, 28.1.23)  
Daniel Schliewa (8.1.23, alle Vorstellungen ab d. 24.2.23)
Giorgio Germont: Alexandru Constantinescu (8.1.23, 28.1.23, 24.2.23, 7.4.23, 11.6.23)  
Maciej Kozłowski (3.12.22, 26.12.22, 12.3.23, 30.4.23)

Hier geht's zum Interview mit der Regisseurin Sandra Leupold.

Ensemble


Musikalische Leitung Florian Csizmadia
Nachdirigat Alexander Mayer
Inszenierung Sandra Leupold
Bühne & Kostüme Jochen Hochfeld
Licht Kirsten Heitmann
Chor Csaba Grünfelder
Dramaturgie Stephanie Langenberg
Musikalische Assistenz David Behnke, David Grant, David Wishart
Regieassistenz und Abendspielleitung Malu Gurgel
Inspizienz Lisa Henningsohn

Mit


Violetta Valéry Katharina Constanti
Alfredo Germont Costa Latsos, Daniel Schliewa
Giorgio Germont Maciej Kozłowski, Alexandru Constantinescu
Flora Bervoix Claudia Scheiner
Annina Kristina Herbst, Emma McDermott
Gastone Semjon Bulinsky
Baron Douphol Thomas Rettensteiner
Marquis d'Obigny Jaehwan Shim
Dottore Grenvil Jovan Koščica
Giuseppe / Gast bei Flora Raúl Alonso, Bernd Roth
Commissionario Yuji Natsume, Alexej Trochin


Opernchor des Theaters Vorpommern, Statisterie des Theaters Vorpommern, Philharmonisches Orchester Vorpommern

Pressestimmen

Leupolds Inszenierung legt die Oper selbst auf den Seziertisch

Mit aller Wucht und Zartheit bringt die Sängerin ihre Figur zum Leuchten, bis zu Violettas letztem Atemzug

„Es beginnt mit einer wüsten Choreografie auf nahezu leerer Bühne, so hysterisch wie Verdis Musik. Eine Mischung aus Kindergeburtstag, Karneval und Saturnalien, mit Chorist:innen in den schrägsten Verkleidungen (von Jochen Hochfeld), die den Mangel eines gebauten Bühnenbildes verschmerzen lassen. Die Anführerin der Feierhorde ist Violetta, im Singen und Tanzen wechselt die Partykönigin ständig Perücken und Kleider. […] Während ihrer Arie am Ende des ersten Aktes verlässt sie die Bühnenraum, kommt langsam bis vor den Orchestergraben, ein erster emotionaler Höhepunkt des Abends, stürmisch bejubelt.“ […]

„Im zweiten Akt verwandelt Violetta sich dann ganz in die ungeschminkt liebende Frau, die zugunsten des Glücks einer anderen auf Alfredo verzichtet – und sich deswegen brutalstmöglich demütigen lassen muss. In den Pausen findet das Publikum in den Foyers Luftschlangen, Partyhütchen und leere Sektflaschen vor, Spuren eines Festes, das die Statisterie während des dritten Akts auf den Gängen lautstark feiert, während drinnen Violetta dem Tod entgegen kränkelt.“ […]

„Statt falschen Schmelz hört man wie unter einer Lupe die Schroffheiten und Stimmungswechsel von Verdis Musik. […] Eine tolle Ensembleleistung ohne Schwachstellen, überglänzt von einer Violetta, die an diesem Abend alle wunschlos glücklich macht.“

Michael Bienert, Der Tagesspiegel vom 05.12.2022

 

„Regisseurin Sandra Leupold […] macht uns in ihrer präzisen Inszenierung alle zu Mitspielern. [Sie] überwindet mit dezenten Mitteln die Barrieren zwischen theatraler Bühnenwelt und wahrhaftiger Wirklichkeit. Keine Frage, Verdis musikalischer Rückblick auf das kurze, achterbahnartige Leben der Kurtisane Violetta Valéry ist eine der beliebtesten und meistgespielten Opern überhaupt. Für die tragische Geschichte nahmen sich der Komponist und sein Librettist Francesco Maria Piave den Roman ‚La Dame aux camélias‘ (‚Die Kameliendame‘) von Alexandre Dumas d. J. zum Vorbild, der wiederum auf dessen Affäre mit der 1847 an Tuberkulose gestorbenen Pariser Kurtisane Marie Duplessis beruht. ‚La traviata‘ ist also inspiriert von wahren – und vor allem zu Verdis Zeiten brandaktuellen – Begebenheiten. Sandra Leupold, Empfängerin zahlreicher Regiepreise und stets bekannt für besondere Lesarten […] stellt sich jedoch bewusst gegen die Charakterisierung und erzählende Darstellung einer historischen Persönlichkeit. Sie zeigt Violetta Valéry und all jene, die um sie herum tirilieren, als das, was sie in jenem Moment der Aufführung sind: Opernfiguren.“

„Ensemblesopranistin Katharina Constanti ist dabei nicht nur rollentechnisch, sondern auch gesanglich beeindruckender Dreh- und Angelpunkt des Abends. […] Sie singt ihre Violetta mit impulsiver Kraft, hoher Sensibilität und vor allem – gemäß Leupolds Regie – ohne Kitsch, ohne ausschweifendes Romantisieren, sondern echt und verletzlich; gewährt dem Publikum, dem sie beim Gang durch die erste Parkettreihe direkt in die Augen sieht, immer wieder Einblicke in den zerbrechlichen Menschen hinter der prickelnden Party-Kokotte.“

„[…] so hat doch jeder Gang, jede Bewegung, jede Geste der Figuren ihre Bedeutung, und es entsteht nach und nach die Illusion, mittendrin zu sein. Dieses Gefühl verstärkt sich schließlich noch, als in Violettas intimer, herzzerreißender Sterbeszene immer wieder Partygäste durch die Saaltüren des Zuschauerraums hereinstürmen und, nachdem sie erkannt haben, in welch peinlich-unangenehme Situation sie da geplatzt sind, schleunigst wieder verschwinden. Draußen geht die wilde Sause und hier drinnen wird gestorben […].“

André Sperber, Concerti vom 05.12.2022

 

„Sandra Leupold begeistert am Stralsunder Theater mit einer minimalistischen ‚La Traviata‘. […] Tiefer und tiefer sinkt Katharina Constanti ein, während ihre Violetta behauptet, neue Kraft zu fühlen. Mit ihren letzten Tönen verschwindet sie ganz. […] Nach ein paar Schrecksekunden bricht der Beifall los, die Leute springen auf und bejubeln ein Theaterereignis, das sie drei Stunden lang in seinen Bann geschlagen hatte. Es lohnt sich, für diese „Traviata“ nach Stralsund zu fahren.“

„Katharina Constanti gibt alles für die Figur der Violetta. Violetta wirkt noch gefährdeter, nachdem angesagt worden war, dass die Sopranistin vor drei Tagen die Stimme verloren hatte und erst an diesem Morgen wieder singen konnte. Nun wirft sie sich mit Verve in die Rolle und spielt ihr ganzes sängerisches und darstellerisches Können aus.“ […] 

„Doch wenn die tanzende Masse […] in den Hintergrund zurückweicht, […] wird Violetta hart herausgeleuchtet und dem Voyeurismus des Publikums so gnadenlos ausgeliefert, dass sie während ihrer ersten Arie von der Bühne flüchtet und sich vor der ersten Reihe entlangquält.“ […]

„Und so funktioniert die minimalistische Inszenierung von Sandra Leupold: Konzentration auf das Wesentliche, choreographierte Bewegungen im leeren Raum. Für diese so konzise erzählte Geschichte braucht es keine Dekorationen. Jochen Hochfeld (Bühne und Kostüme) konnte den Schwerpunkt auf die Kostüme legen, die allerdings so sprechend wie ansprechend gelungen sind. Durch die ausgewählten Farbkombinationen und durch das Licht (Kirsten Heitmann) wird die Tragödie scharf – und schön – akzentuiert. Das war ja auch Verdis Absicht. Er vertonte eine aktuelle Geschichte über eine wirkliche Frau, die von der guten Gesellschaft abgelehnt wurde.“

Bernd Feuchtner, Klassikinfo vom 06.12.2022 

 

„Verantwortet hat diese Inszenierung Sandra Leupold. Ihr Name scheint Programm, bürgt zumindest für Arbeiten mit Hand und Fuß. Preise und andere Auszeichnungen sprechen für innovative Bühnenlösungen, die gleichwohl Stoff für Diskussionen geboten haben dürften. Für Stralsund in jedem Falle! […] Nun ist sie angetreten, die Dinge gerade zu rücken und vor allem „ihrer“ Violetta – für sie mit Abstand die Hauptperson  etwas vom ursprünglichen (?!) realistischen Profil einer „Bühnenfigur“ zurück zu geben. Der Bezug zu Verdi ist klar. Der sagt: „Das alles ist echt – und Violetta stirbt an der Bigotterie von Euch allen hier im Publikum“. Was bei Leupold etwa auch heißt, dass das Ganze für sie zwar ergreifend, aber nicht „schön“ ist, zur persönlichen, bewegenden Tragödie gerät, aber – in einem Gespräch war das zu erfahren – keine echte, große Liebesgeschichte ist! […] Violettas nur partiell (Kopf, Hände) in grelles Scheinwerferlicht gesetztes, fast illusionistisch wirkendes allmähliches Verschwinden auf offener, allerdings dunkler Bühne ist übrigens ein sehr gelungener, berührender Einfall. Auch wenn die Gewißheit bleibt: Man wird nach Violettas Tod zurTagesordnung zurückkehren! […] Geschuldet – siehe oben – einer bejubelten Aufführung, die ihre große Stärke im Musikalischen besaß [,] musikalisch ging der Abend unter die Haut."

Ekkehard Ochs, IOCO vom 20.02.2023