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Oper

Die Hochzeit des Figaro

  • Opera Buffa in 4 Akten von Wolfgang Amadeus Mozart
  • Libretto von Lorenzo da Ponte nach der Komödie "La folle journée ou Le mariage de Figaro" von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais
  • in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

„Er wollte dich also verführen?“

Um Geld geht es, um Macht, um Vergnügen, Briefe, Intrigen, Verkleidungen, die Armee und die Frage, wer im beziehungsreichen Machtgefüge die Hosen an hat und wer nur die Muskeln spielen lässt Um Liebe? – auch, aber nur am Rande.

Basierend auf dem zweiten Teil der Figaro-Trilogie von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais haben Wolfgang Amadeus Mozart und sein Librettist Lorenzo da Ponte eine bissige Gesellschaftskomödie in eine geistreiche Oper verwandelt, in der alle Gefühls- und Betrugsregister gezogen werden. Und so wird durch das schlichte Ansinnen Figaros und Susannas, einfach nur zu heiraten, ein Ball ins Rollen gebracht, der alles mit sich zieht, bestehende Verhältnisse infrage stellt und erst vor Gericht landen muss, bevor es zum Friedensrichter geht.

SCHON GEWUSST? Ganze elf Mal wird das Wort „nozze“ (Hochzeit) in Mozarts Oper gesungen. So wenig das bei einem zweieinhalbstündigen Werk erscheint, so viele Spielarten rund um das Eheversprechen werden hier auf der Bühne verhandelt. Da geht es um Liebesehe, wilde Ehe, Eheleute, Ehebetten, Ehekontrakt, vorehelichen Geschlechtsverkehr, außereheliche Verbindungen, uneheliche Kinder, Ehekrise, Ehebruch und tatsächlich tritt sogar ein Bühnenpaar in den heiligen Stand der Ehe ein.

 

BUS-Shuttle zu „Die Hochzeit des Figaro“ am 15.06.25: 
Unser Bus bringt Sie um 16.30 Uhr (Abfahrt: Haltestelle Hansering, Greifswald) nach Stralsund und gegen 21.30 Uhr wieder zurück nach Greifswald. 

(Bitte kaufen Sie Ihr Ticket direkt an der Theaterkasse Greifswald. Aufschlag für die Busfahrt: 10,00 €) 

Trailer

Besetzung


Musikalische Leitung Alexander Mayer
Inszenierung Wolfgang Berthold
Bühne Stefan Rieckhoff
Kostüme Julia Klug
Dramaturgie Katja Pfeifer
Chöre Jörg Pitschmann
Regieassistenz & Abendspielleitung Frida Jasper
Regiehospitanz Alice Bouzanne
Inspizienz Saskia Becker
Soufflage Lisa Henningsohn
Nachdirigat David Behnke

Mit


Graf Almaviva Maciej Kozłowski
Gräfin Almaviva Antje Bornemeier
Susanna Franziska Ringe, Melissa Domingues
Figaro Alexandru Constantinescu
Cherubino Pihla Terttunen
Marcellina Elisabeth Starzinger
Bartolo Jovan Koščica
Basilio Semjon Bulinsky
Don Curzio Bassem Alkhouri
Barbarina Soobhin Kim
Antonio Thomas Rettensteiner

und:  Opernchor des Theaters Vorpommern, Extrachor, Kinderchor, Philharmonisches Orchester Vorpommern

Pressestimmen

Künstlerischer Paukenschlag mit Mozart in Stralsund

Wolfgang Berthold verabschiedet sich mit „Die Hochzeit des Figaro“

Was für ein Abschied! Wolfgang Berthold, erst seit der Spielzeit 2021/22 Operndirektor und Chefregisseur für das Musiktheater am Theater Vorpommern, verlässt zum Spielzeitende seinen hiesigen Arbeitsplatz. Und das – sinnbildlich – mit Pauken und Trompeten! Will heißen: mit einer Abschiedsproduktion von  Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“, deren rechtens begeistert gefeierte Premiere am 10. Mai in Stralsunds Großem Haus stattfand.

Der „Figaro“ als Wagnis? In Stralsund war das als ein solches eher nicht erkennbar, als Kompendium diverser Herausforderungen aber schon! Doch Berthold ist ein erfahrener Regisseur und die Dramaturgie des Hauses (hier Katja Pfeifer) von hinlänglich bekannter und geschätzter Fachkompetenz. Auch den Sachwaltern von Bühne und Kostüm (Stefan Rieckhoff, Julia Klug) waren noch nie fantasievolle Lösungen ausgegangen, der Chor permanent in besten Händen. Dazu ein Philharmonisches Orchester, das sich zu großartiger Leistung zu steigern versteht und – seit langem ein Riesenbonus – ein hauseigenes Sängerensemble von rundum bestechender Qualität. Die elf Positionen im „Figaro“ waren – nur zwei Gäste inbegriffen -so zu besetzen, dass häufiger Szenenbeifall und enthusiastischer Schlussapplaus zwangsläufige Folge waren? Fazit: eine Inszenierung, die im Gedächtnis bleiben wird!

Optisch ist das Auge schnell im Bilde: die Drehbühne wird in der Mitte durch eine sehr hohe Wand geteilt, wobei deren beiden Seiten unterschiedlich gestaltet sind: undekoriert belassen die eine (kahles Gerüst), freundlicher im Aussehen (farbige, gemusterte Tapete) die andere. Davor moderne Stühle auf der einen, Andeutungen barocken Mobiliars auf der anderen Seite. Wichtig: fünf Türen in der Wand, deren permanente Nutzung standesmäßige Unterschiede zwischen aristokratisch und bürgerlich – so das Konzept – immer mehr aufweicht, bis die Wand als Symbol gesellschaftlicher Trennung am Schluss (Gartenszene!) fällt und damit funktionslos auf dem Boden liegt. Das Wenige an Bühne reicht, um dem nicht wenig verwirrenden, hier aber nicht näher zu erörternden „Beziehungsdickicht einer Palastgemeinschaft“ (Progammheft) jede Menge Raum für ungemein lebendige, dabei stets assoziationsreiche Aktionen zu schaffen.

Die Inszenierung rechnet offensichtlich mit einem Adressaten, der um die historisch brisanten  (französischen revolutionären) Hintergründe bezüglich literarischer Quelle (Beaumarchais) und (politisch gemäßigterem) Libretto (da Ponte) weiß. Es genügt also, sich auf „die feine Insubordination, die festgefahrene Gesellschaften ins Schwanken bringt“, zu konzentrieren (Programmheft). Oder auch der bloße Verweis auf Mozarts eigene und entsprechend drastisch formulierte Erfahrungen im Umgang mit Vertretern der Aristokratie. Und dann gibt es ja auch noch  die Möglichkeiten, über Kostüme absichtsvoll erkennbare und sehr charakteristische (gesellschaftskritische) Botschaften zu vermitteln. Auf Stralsunds Bühne gerät das zu einer überaus fantasievoll ausgelebten Orgie von Farben, Formen, Modellen, Stilen und Frisuren. 

Eine für den Zuschauer durchaus anspruchsvolle, lohnende Aufgabe, in einem überaus bunten, jeder commedia dell`arte-Präsentation alle Ehre machenden äußeren Erscheinungsbild Charaktere zu dechiffrieren und personelle beziehungsweise soziale Zuordnungen auszumachen. Da diese an Deutlichkeit keine Zweifel lassen, kann auf jede veräußerlichende Demonstration konkreter politischer Hintergründe gut verzichtet werden; da Ponte hat ohnehin– wie schon angedeutet – eine im Vergleich zur Vorlage bereits gemilderte Textfassung geliefert. Ganz abgesehen davon, dass es sich hierbei dezidiert um eine Komödie handelt.

Denn Mozart schreibt sehr bewusst eine opera buffa! Und er verleiht ihr alle Kennzeichen einer gattungsgeschichtlich bedeutsamen Gratwanderung, in der sich bühnenwirksame Komik und tiefere Bedeutung auf neue, kühne Art mischen. Wer es betont fachlich formuliert wissen will: „Nicht seine Musik ist revolutionär, sondern sein Verfahren, die Tradition der opera buffa durch deren Vervollkommnung aufzuheben“ - so Ulrich Schreiber in seinem Opernführer für Fortgeschrittene (hier 5. Auflage, Band 1,2010, S. 452). Wer im Stralsunder Theater saß, hat das durchaus hörbar erfahren oder zumindest erahnen können. Sicher aber machte er zeitgleich die Erfahrung, direkter Zeuge „der endgültigen Emanzipation der Musik zu einem dramatischen Funktionsträger“ geworden zu sein, einschließlich „des im Gesang seine ganze Komplexität ausdrückenden Menschen...“ (Schreiber, S. 452/53). Was will man mehr! 

So gewichtig dies alles ist, das Werk versteht sich als geniale Demonstration immensen Vergnügens, als eine doppelbödige Stegreif- und Verwicklungskomödie, der nichts Menschliches fremd ist. Ein Glücksfall – auch in Stralsund!  Dort lebt die Inszenierung von durchgängig hohem Tempo, unterbrochen von Phasen (trügerischer) Ruhe. Türen auf, Türen zu, Bewegungen hin, Bewegungen her, Rasanz und Erregtheit in hohen Graden. Und das Ganze zwischen Soloaktion und hier massiv ausgebauten Chorszenen. Triebkraft ist pure Leidenschaftlichkeit. Sie ist im Handeln höchst unterschiedlich motiviert und ausgeprägt, was wesentlich zur Spannung, zur Lebendigkeit und Stringenz des von diversen Intrigen und ihren ungewissen Folgen bestimmten Bühnengeschehens beiträgt. Das Ensemble versteht es zudem, der Gewichtigkeit des Stoffes mit souveräner, lustvoll servierter, dennoch nie übertriebener Spielfreude zu begegnen; ein Garant für äußerst unterhaltsame Kurzweil.

Dazu gehört auch ein bißchen Stoff für die nachdenklich in Falten gelegte Stirn. Spielerisch-aufgelockert beginnt etwa die Ouvertüre mit allen bestens aufgelegten Protagonisten in vokaler Version. Zum Einsatz des Orchesters stürmt eine Kinderschar die Bühne, diskutiert wild und vertreibt das Vokalensemble in die Kulissen. Ähnlich gekleidet wie die Vertriebenen, deren Rollen sozusagen übernommen werden, war das als Hinweis auf die textliche Vorgeschichte der Oper zu verstehen.

Als Einfall zum Weiterdenken darf auch die Präsentation optisch wahrlich gut geratener, fast durchweg gehörnter Tiere gelten. (Ein Schelm, wer...) Der Bezug zur nachdenklich-traurigen Marcellina-Arie im 4. Akt (Szene IV) ist evident, die zu ziehenden Schlussfolgerungen des irgendwie verzweifelt angestellten Vergleichs zwischen Tieren (die es, angeblich, besser machen) und Menschen bezüglich gegenseitiger Treue im Konzept fest intendiert. 

Und wie ist ein mit reichlich brennenden Stehlampen bestücktes Finale (Garten!) zu verstehen, das zwischen gesungenem Text – alle sind wir zufrieden! - und realem Bühnengeschehen eigentlich nur Diskrepanzen aufweist? Die Antwort verwundert nicht: Nach allem bisher Vorgefallenen kann das mit der allgemeinen Zufriedenheit nicht stimmen. Nichts ist sicher, alles, oder zumindest vieles bleibt offen; was das Vergnügen an Turbulenzen, die das Leben so schreibt, nicht mindern muss. 

Denn da ist ja noch Mozarts Musik! Über sie muss man nicht reden, über ihre Präsentation schon! Und da blieben an diesem Premierenabend keine Wünsche offen. Rhetorisch prägnant und mit viel dramatischem Furor präsentiert, gerieten die so wichtigen, am Cembalo von David Wishart (2. Kapellmeister und Studienleiter) geradezu entfesselt gestalteten Rezitativkomplexe zu beeindruckenden Szenen. Nicht minder von hinreißender Faszination auch die Ensembles und die sanglich-klanglich verführerischen „Ohrwurm“-Soli. Jede Rolle war makellos besetzt. Es agierte ein Ensemble, das in seiner Gesamtheit für einen solchen Mozart geradezu gemacht schien. Und das darf dann schon mal hervorgehoben werden! Ein (mit Pause) rund dreistündiges Hörvergnügen, das nicht nur schlechthin als „schön“ präsentiert wurde, sondern dass bis zum letzten Ton mit echter Leidenschaft, fesselnder Spielfreude und praller Lebendigkeit gewaltig punkten konnte. Dies allerdings kaum als Vertreter traditioneller Komödientypen, sondern als echte Menschen mit jeweils ausgeprägt individuellen Gefühlen und Charakteren. Dass diese in ihren stückprägenden Besonderheiten, ihrer ganzen Tiefe und kontrastierenden Vielfalt lebendig wurden, verdankte man einem Vokalensemble, das mit Maciej Kozłowski (Graf Almaviva), Antje Bornemeier (Gräfin Almaviva), Franziska Ringe (Susanne; mit Melissa Domingues ebenfalls bestens zweitbesetzt), Alexandru Constantinescu (Figaro), Pihla Terttunen (Cherubino) und Elisabeth Starzinger (Marcellina) in den großen Rollen, aber auch mit Jovan Koščica (Bartolo), Semjon Bulinsky (Basilio), Bassem Alkhouri (Don Curzio), Soobhin Kim (Barberina) und Thomas Rettensteiner (Antonio) für spontane Begeisterung sorgte.

Dies auf der Basis wieder bestens vorbereiteter Chöre (Jörg Pitschmann, Opernchor, Extrachor und Kinderchor des Theaters), vor allem aber dank eines Orchester, das unter Alexander Mayer, 1. Kapellmeister und Stellvertreter des GMD, einen großen Tag hatte! Schon die Ouvertüre ließ mit klanglicher Sensibilität, federnder Elastizität und stets pulsierendem musikantischem Furor aufhorchen, Qualitätsmerkmale, die sich in der Folge mit feinster Detailarbeit, bemerkenswert kontrastgeschärfter Differenzierungskunst und – auch hier – hörbarer Spielfreude verbanden. Das Ganze wie aus einem Guss und auch höchste künstlerische Ansprüche erfüllend. Nicht zuletzt den: „fein und witzig, scharf und spitzig“ (Mozart).

Ekkehard Ochs, IOCO (15.05.2025)

 

Wolfgang Bertholds Inszenierung erlebte am Stralsunder Theater eine fantastische Premiere.

Ein volles Haus, anhaltender Applaus und Standing Ovations – was will man zum Abschied mehr? … Wolfgang Berthold bekam all dies, denn der Operndirektor und musikalische Chefregisseur, der sich nach vier Jahren Engagement am Theater Vorpommern zum Ende der Spielzeit nun von Stralsund verabschiedet, hatte als letzte Inszenierung Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“ ausgewählt …

„Die Oper ist ja auch fantastisch“, schwärmt der bei Stuttgart geborene Sprach-,Literatur- und Musikwissenschaftler. „Sie bot mir vor allem die Gelegenheit, mit dem kompletten Ensemble zu arbeiten. Das ist schon etwas Besonderes, wenn alle Solistinnen und Solisten, der Opernchor des Hauses, der Extra- und der Kinderchor und natürlich das Philharmonische Orchester dabei sind.“

Reinhard Amler, Ostsee-Zeitung (13.05.2025)

 

Türen knallen bis der „Eiserne“ fällt

Die Premiere ist großartig, viel Beifall auf „offener Szene“, die mit „standing Ovation“ gefeierten Darsteller müssen am Schluss mehrfach vor das Publikum … Es wäre nicht gerecht auch nur einen Darsteller dieses Spiels nicht zu würdigen. Daher gilt: Das Opernensemble hat sich in dieser Aufführung von einer starken Seite gezeigt. Auch eine Leistung des Operndirektor Wolfgang Berthold … Wunderbar, dass auch drei Chöre beteiligt sind, Leitung Jörg Pietschmann, die eine belebende mehrmalige szenische Beteiligung erfahren. Die neugierige Unbedarftheit der jüngsten Sänger entlockte manchem Zuschauer ein anerkennendes Schmunzeln. Für Maske, Maske, Bühnenbild, Kostümbildner – bis hin in die Dramaturgie, die in dieser Spielzeit letzte Premiere war eine gemeinschaftlich gefällige Arbeit. Mozart hätte es gefreut …

Jürgen Blümel, Blitz am Sonntag (18.5.2025)

 

Gelungener Abend

Die Handlungsfülle von „Die Hochzeit des Figaro“ ist nahezu unvergleichlich. Musikalische Impulse und Handlung purzeln über- und durcheinander. Es macht atemlos, den Verwicklungen zu folgen – und das alles in einem rasanten Tempo. Man mag das Stück schon oft gehört haben – immer wieder gibt es Neues zu entdecken, sowohl für die ausführenden Künstler als auch für das Publikum. Wolfgang Berthold setzt das jetzt in Stralsund am Theater Vorpommern in einer großartigen Inszenierung um – als krönenden Abschluss seiner Zeit als Operndirektor und Chefregisseur für das Musiktheater am dortigen Theater …

G. Helbig,  Das Opernglas 6/25