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Carmen

  • Oper von Georges Bizet
  • Libretto von Henri Meilhac & Ludovic Halévy
  • nach der Novelle von Prosper Mérimée
  • Französisch (mit dt. Übertiteln), Dialoge deutsch

„Verliebt bis zum Wahnsinn …“

Don José trifft auf Carmen – Arbeiterin in einer Zigarettenfabrik, begehrenswert, unberechenbar, freiheitsliebend. Als sie nach einer Messerstecherei verhaftet wird, soll Don José sie ins Gefängnis bringen, doch der Funke der Liebe hat beide schon entzündet – und er lässt sie frei. Ein verhängnisvoller Moment: Nach und nach verliert er alles – seinen Rang, seine Ehre, seine Selbstkontrolle – nicht erkennend, dass Liebe nicht Besitz bedeutet. Immer tiefer gerät er in den Sog seiner Obsession. Er taumelt zwischen Pflichterfüllung und Verlangen. Carmen hingegen kämpft unbeirrt für ihren eigenen Weg auf der Suche nach Liebe, Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Auch der gefeierte Stierkämpfer Escamillo verfällt ihrer Stärke. Geblendet von Eifersucht, trifft Don José schließlich eine tödliche Entscheidung …

Mit „Carmen“ schuf Georges Bizet eine Oper voller Hingabe und Tragik, Tempo, Rhythmus und unvergesslicher Melodien. Die Uraufführung im März 1875 an der Opéra-Comique in Paris stieß zunächst auf Ablehnung. Zu modern, zu realistisch erschien das Werk dem damaligen Publikum. Nur drei Monate später starb der Komponist im Alter von 36 Jahren, ohne zu erleben, dass „Carmen“ bald weltweit Triumphe feiern und zu einem der meistgespielten Werke der Opernliteratur werden würde. Sein künstlerisches Vermächtnis berührt bis heute.

Aufführungsdauer: ca. 2 Stunden und 50 Minuten; inkl. Pause

EXTRA:
CARMEN zum Mitsingen

Trailer


Musikalische Leitung Florian Csizmadia
Inszenierung Aurelia Eggers
Bühne & Kostüme Eva Humburg
Chöre Jörg Pitschmann
Dramaturgie Stephanie Langenberg
Choreografie Stefano Fossat
Musikalische Assistenz David Behnke, David Grant, David Wishart
Regieassistenz & Abendspielleitung Frida Jasper
Inspizienz Saskia Becker
Dialogproben Soufflage Lisa Henningsohn
Studiumspraktikum Beatrice Fritz


Carmen Kadi Jürgens
Don José Sotiris Charalampous
Escamillo Maciej Kozłowski
Micaëla Antje Bornemeier, Franziska Ringe
Frasquita Sina Puffay
Mercédès Anna-Maria Tietze
Zuniga Jovan Koščica
Moralès Alexandru Constantinescu
Dancaïro Raúl Alonso
Remendado Semjon Bulinsky
Lillas Pastia Uta Wendler


mit Opernchor des Theaters Vorpommern, Extrachor
Philharmonisches Orchester Vorpommern

Pressestimmen

Mit der Wucht des Realistischen – Bizets CARMEN am Theater Vorpommern

Die Hütte voll, der Abend ein großer Erfolg – einen besseren Einstieg kann man sich kaum wünschen! Im Klartext: Aurelia Eggers, mit Beginn der Spielzeit 2025/26 die neue Operndirektorin am Theater Vorpommern, hat mit der Inszenierung von Bizets CARMEN alle Erwartungen erfüllt (Dramaturgie Stephanie Langenberg). Vielleicht auch geheime Hoffnungen eines opernfreudigen Publikums, dem letzte Inszenierungen von 2003 und 2016 noch in Erinnerung gebieben sein könnten. Nun also wieder im Großen Haus am Strelasund; Greifswald muß weiterhin seit drei Jahren und sicher noch weitere fünf (!) auf sein dann rekonstruiertes Haus warten. Kleiner Trost: CARMEN konzertant am 18. Oktober. Dito im Theater Putbus auf Rügen (7. November).

Lassen wir zunächst den Komponisten sprechen: “Als Musiker kann ich Ihnen sagen: Wenn Sie Ehebruch, Fanatismus, Verbrechen, Irrtum und das Übernatürliche abschaffen, gäbe es keine Möglichkeit mehr, auch nur eine einzige Note zu schreiben.“ So spricht der Musikdramatiker!

Die Regisseurin ihrerseits: „Im Musiktheater können wir zeigen, was hinter den Worten steckt. Erst dadurch entsteht etwas – ein Gefühl, das spürbar bleibt. Man kann die Augen schließen, aber nicht die Ohren – Musik dringt durch jede Pore, berührt uns in jeder Nervenzelle. Musik umhüllt uns, zieht uns in einen Kokon aus Klang und Bildern hinein. Das ist die Magie des Musiktheaters.“

Dem ist kaum etwas hinzuzufügen. Zumal gerade Bizets CARMEN das Musterbeispiel einer Oper ist, die hinsichtlich hochdramatischen realistischen Musiktheaters alle Möglichkeiten „magisch“ wirkender Verlebendigung bietet. Dies vor allem in jener auch in Stralsund verwendeten Fassung, die nach Jahrzehnten ungemein erfolgreicher, aber als „Verfälschung“, milder ausgedrückt als gravierende „Entschärfung“ ursprünglicher Absichten deklarierter Aufführungspraxis, heute als nahezu original gilt. Und das seit Walter Felsensteins schon 1935 (Köln) erstmals erprobten Neuübersetzung der Dialoge und Fritz Oesers Kritischer Neuausgabe, die den seinerzeit ungewöhnlich realistischen Ambitionen der Librettisten Henri Meillac und Ludovic Halévy sowie Bizets selbst entsprachen. Inbegriffen also die Einbeziehung vieler einst weggelassener, nunmehr wiedergefundener Musikteile und die Rückkehr zu den für die Brisanz der Abläufe wichtigen gesprochenen Dialogen. Eine Sternstunde mit Folgen: Felsensteins Inszenierung an Berlins Komischer Oper im Jahre 1949. Doch zurück nach Stralsund. […]

Lesen Sie die gesamte Kritik von Ekkehard Ochs hier weiter auf IOCO. 

Stralsunder feiern Premiere von "Carmen"

Bizet-Oper eröffnet Spielzeit im Großen Haus des Theaters Vorpommern
Denn am Sonnabend (27. September) hatte in Stralsund Georges Bizets Oper „Carmen“ Premiere. Das Publikum – darunter auffallend viele junge Leute – schien am Ende aus dem Häuschen. Es gab lang anhaltenden Applaus, Jubelrufe und auch Standing Ovations. Für die neue Operndirektorin Aurelia Eggers, die „Carmen“ inszeniert hat, war das ein Einstand nach Maß, auch wenn die Hauptdarstellerin nicht mit wallender schwarzer Mähne und rotem Kleid, sondern als ranke und sehr schlanke Blondine daherkam. Aber bevor überhaupt jemand auf der Bühne zu sehen war, gab es schon mal Zwischenapplaus nach dem berühmten Vorspiel zum 1. Akt. Explosiv und dramatisch schallte es aus dem Orchestergraben. […]
Diesem Welthit folgten weitere Stücke im Verlauf der 130-minütigen Aufführung der Oper. Darunter natürlich die berühmte Carmen-Arie „Habanera“ und schließlich das Lied des Stierkämpfers Escamillo.[…]
Und wenn ein gut gelaunter Chor sowie die tollen Stimmen der Solistinnen und Solisten zu hören sind, dann sollte man eigentlich schnell entschlossen sein, sein Ticket zu buchen, zumal die Preise in Vorpommern moderat sind.[…]
Die Oper kommt auch nach Greifswald in den dortigen Kaisersaal, wo es mangels einer Drehbühne aber nur eine konzertante Aufführung, allerdings mit Kostümen und Maske, geben wird. […]
Das Bühnenbild (verantwortlich: Eva Humurg) ist eine tolle Sache, weil es aufwendig und detailreich gestaltet ist. Besonders die letzten Szenen, bei denen per Video die Stierkampfarena in Sevilla eingeblendet wird, wirken absolut authentisch. Auch das Licht, das wunderbare Stimmungen schafft (verantwortlich: Kirsten Heitmann), verdient Lob.[…]
Carmen wird gesungen von Kadi Jürgens. Die Estin ist neu im Ensemble. Sie hat einen bezaubernden Mezzosopran, weich und dahinschmelzend. […]
Der auf Zypern geborene Tenor (Sotiris Charalampous), ebenfalls erst seit dieser Spielzeit im Ensemble, spielt seine Rolle als Don José herausragend. Auch Sopranistin Antje Bornemeier als Micaëla (sie war früher die Freundin von Don José und will ihn wiederhaben) läuft zur Hochform auf und bekommt dafür auch den meisten Applaus.[…]

- von Reinhard Amler, Ostsee-Zeitung (28.09.2025)

"Carmen" in Stralsund: Verführerin und Opfer eines Femizids

Alle Menschen in der spanischen Stadt Sevilla sind auf den Beinen, um in der Stierkampfarena diesen berühmten und mutigen Torero Escamillo zu sehen. Auf der Stralsunder Bühne ist es der jubelnde Opernchor in fröhlichen bunten Kleidern. Historische Filmaufnahmen zeigen die Arena in Sevilla und wie die Toreros damals gefeiert wurden - wie heutige Popstars. Escamillo ist der Geliebte von Carmen. Die inmitten der Menschenmenge auf José trifft, ihren früheren Freund - und ihren Mörder, gesungen von Sotiris Charalampous.
Carmen ist auf dieser Bühne eine Frau, die als Tabak-Fabrikarbeiterin und Halbkriminelle von einem besseren Leben träumt. "Es geht darum, aus dem Milieu raus zu kommen, in Freiheit, in Selbstbestimmtheit und auf der anderen Seite eben haben wir José, der als Ex-Lover irgendwann eben fast wie ein Stalker wirkt, von Eifersucht verfolgt", erklärt die Regisseurin Aurelia Eggers. Da sei die Verbindung zu den heutigen Femiziden, die tagtäglich auch in Deutschland geschehen, nicht weit.
Inszeniert hat Aurelia Eggers diesen Opernklassiker deshalb mit einem anderen Blick auf die Hauptfigur. Carmen, gesungen von Kadi Jürgens, ist auch hier die Verführerin, die die Männer fallenlässt, wenn sie einen besseren haben kann. Sie ahnt aber auch, dass sie ihren Willen zur Freiheit mit ihrem Leben bezahlen wird.  

Aurelia Eggers ist nicht nur die Regisseurin, sondern auch neue Operndirektorin am Theater Vorpommern. Mit Bizets "Carmen" gibt sie ihren Einstand. Der Spielplan sieht kleinere und große Produktionen vor. "Erstmal habe ich mir natürlich vorgenommen, dass wir mit unserem kleinen Ensemble trotzdem einen vielfältigen Spielplan gestalten können, indem man einfach klug ineinander ein Puzzle entwirft, dass jeder seine Aufgaben hat, dass es gut verteilt ist im Laufe der Spielzeit." Bisher hat Aurelia Eggers an großen Opernhäusern als freischaffende Regisseurin gearbeitet. Ein Repertoire von Barockoper bis zu zeitgenössischem Musiktheater, zuletzt an der Staatsoper Hannover. "Carmen" hat sie schon drei Mal inszeniert. "Was mir wichtig ist, dass man die Figuren verstehen kann, verfolgen, dass sie einem nah rücken und dass man Menschen sieht und nicht eine Opernfigur oder ein Klischee."

Carmen, José, Escamillo der Torero oder Micaela, die José wirklich liebt - sie alle werden auf der Stralsunder Bühne 150 Jahre nach der Pariser Uraufführung der Oper wieder lebendig. Und menschlich in all ihren Handlungen. Ein furioser Abend, mit großartigen Solisten, einem fantastischen Orchester und  einem spielfreudigem Opernchor. Vier Stunden, die wie im Rausch vergangen sind. Das Publikum feiert die Inszenierung frenetisch.

Nächste Vorstellung in Stralsund ist am kommenden Freitag. In Greifswald (18. Oktober) und Putbus auf Rügen (7. November) wird es konzertante Aufführungen geben. Und für alle, die es nicht auf den Stühlen hält: Am 26. Oktober gibt es im Kaisersaal der Stadthalle Greifswald "Carmen" zum Mitsingen.

-von Juliane Voigt, Norddeutscher Rundfunk (29.09.2025)